Zukunft zusammen gestalten.

schwarz-weiß Foto von einem Wohnhaus mit Nebengebäude im Stil von 1900 im Schnee

© COS, Die Gebäude am Ziegelstadel 1 vor dem Umbau


Geschichte


1954 erwarben Carl Orff und seine damalige Frau, die Schriftstellerin Luise Rinser, das Anwesen Ziegelstadel 1 in Dießen St. Georgen. Die beiden Gebäude, die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut wurden, wechselten im Laufe der Zeit mehrmals den Besitzer. 

Orffs Schwager, der Gartenarchitekt Alwin Seifert, hatte das Künstlerpaar auf das Haus und den parkähnlichen Garten hingewiesen. Orff und Rinser waren sofort begeistert. Sie beauftragten Alwin Seifert damit, das Haus komplett umzubauen. In ihrem autobiographischen Roman „Saturn auf der Sonne“ beschreibt Luise Rinser das Anwesen vor dem Umbau sehr anschaulich.

„Es wäre so wie es war, mein Traumhaus gewesen: einstöckig, mit hohem Giebeldach, die Ecken geschrägt, so daß alle Zimmer wie Erkerzimmer wirkten, ungemein gemütlich; dazu 30000 Quadratmeter Land, leicht abfallend, im Westen ein Wäldchen, vor dem Haus zwei große alte Bäume, ein Nußbaum und eine Blutbuche. Und von dem Haus der Blick über den Ammersee bis hinüber nach Andechs und südlich über das Murnauer Moor hin zum Gebirge. Zum Haupthaus gehörte ein an anderes, kleineres. Wir kauften das Grundstück am 29. November 1954.“

– Luise Rinser, Saturn auf der Sonne


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© COS

Die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert wurden im Stil der Architektur von Sepp Ruf und der 50er Jahre umgebaut. Orff und Rinser bezogen das Anwesen im Jahr 1956. Für sie war es ein Rückzugsort aus dem vom Krieg zerstörten München. Hier wollten beide in Ruhe arbeiten.

Seit 2018 stehen das Anwesen und der Garten unter Denkmalschutz, um Carl Orffs Erbe zu bewahren und Orffs Schwager Alwin Seifert in seiner Doppelfunktion als Architekt und Landschaftsarchitekt zu würdigen. Carl Orffs Arbeitszimmer ist über all die Jahre nach seinem Tod im Originalzustand erhalten geblieben und kann im Rahmen eines Museumsbesuchs besichtig werden.




NEUBAU

Das Museum über Leben und Werk von Carl Orff macht dessen Schaffensort und letzten Wohnort öffentlich zugänglich. Ein Erweiterungsbau ergänzt das denkmalgeschützte Orff‘sche Anwesen mit Wohn- und Arbeitshaus, einer Pergola und einem Landschaftspark. 

Dieser Anbau ist zurückhaltend gestaltet, um den Charme des Anwesens zu erhalten und zu dessen Wirkung beizutragen. So betont der hohe Saal der Sonderausstellung mit seiner besonderen Dachlandschaft aus Tonnendächern die Adresse. Innen ergeben sich in klar strukturierten Ausstellungsräumen vielfältige Aus- und Durchblicke im Gebäude und in die charakteristische Umgebung. Die Betonrippenkonstruktionen erinnern an die Holzbalkendecken im Bestand und machen die Räume stützenfrei und dadurch vielfältig bespielbar. Das ruhige Materialkonzept im Innenraum wird von der Materialsichtigkeit des hochwärmegedämmten Betons und von Einbauten aus Eiche geprägt. Zudem ermöglicht die Klimastabilität der Materialisierung einen reduzierten Aufwand an Haustechnik. Der Rundweg durch das gesamte Ensemble ist barrierefrei zugänglich.

Axel Frühauf, meck architekten